IoPT – Identitätsorientierte Psychotraumatheorie - Die Anliegenmethode nach Prof. Franz Ruppert

Franz Selbstbegegnungsmethode – ist in Deutschland und anderen Ländern der Erde derzeit in aller Munde – deswegen widme ich diesem Thema hier eine eigene Seite.

 

Franz Theorie geht davon aus, dass wir als Menschen über Generationen durch „Nicht gewollt, nicht geliebt, nicht geschützt sein" traumatisiert wurden. Er wendet sich vom WHO Begriff des Traumas ganz bewusst ab. Dies bewirkt (leider) unter anderem, dass viele Menschen in helfenden Berufen nun die Meinung haben – „Alles ist Trauma – und jeder darf damit arbeiten!“

 

Traumabiografie

Diese "Ansammlung traumatischer Erfahrungen", sozusagen unsere Traumabiografie lebt in uns weiter und zeigt sich emotional, psychisch, körperlich im Beziehungserleben und in Symptomen. Wir entwickeln Überlebensstrategien, Glaubens- und Verhaltensmuster, die wir unbewusst ein Leben lang beibehalten. Laut ihm können dadurch über Generationen Täter- Opfer Dynamiken entwickelt und „vererbt“ werden.

Sein Anliegen

Franz Anliegen ist es, dass wir das Leben als aktives Subjekt leben können (Buch Ich will leben, lieben und geliebt werden) und uns von ausgelieferten „Objektzuständen“ befreien. Seiner Ansicht nach hängt unser Wohlergehen stark mit dem psychischen Entwicklungsstand unserer leiblichen Mutter zusammen, in deren Bauch wir heranreifen. Je klarer, stärker, gesünder diese ist, desto größer sind unsere Chancen ein gesundes Ich entwickeln zu können. Seiner Theorie nach heißt Identität sich selbst, dem Körper mit Mitgefühl und Verständnis mit allen Anteilen, Gefühlen und Erfahrungen zu begegnen. Über diese Eigenliebe kann man anderen Menschen auch mit Liebe, tolerantem Verständnis und Mitgefühl begegnen. Somit wäre eine gesunde Beziehung zu mir auch die Basis für eine liebende Beziehung zu Anderen.

 

Seiner Idee nach beginnen wir schon im Mutterleib mit Überlebensstrategien wie Flucht, Angriff, Totstellen oder Erstarren, wenn wir etwas als zu heftig erleben. Für ihn hat der Mensch die Fähigkeit, schon im Mutterleib eine „psychische Spaltung“ zu vollziehen. Ab diesem Moment erlebt sich der Organismus nicht mehr als eine ganze psychische Einheit. Er unterteilt diese – nun innerpsychisch getrennten - Anteile in Gesunde Anteile, Traumatisierte Anteile und Überlebensanteile.

 

Selbstbegegnungsansatz

In seinem – von der Aufstellungsarbeit abgeleiteten – Selbstbegegnungsansatz versucht er einen Rahmen zu geben, dass AnliegenstellerInnen die Anteile ihrer Person wahrnehmen, verstehen und identifizieren können, sodass diese untereinander in Beziehung oder Begegnung kommen.

In dem die Person, die das Anliegen gestellt hat, mit all ihren Anteilen mitfühlend in Beziehung kommt, sollte Heilsames geschehen und sich daraus eine gesündere Ich-Identität entwickeln.

Franz ist in seinem praktischen Ansatz sehr wichtig, dass die Person des Anliegens mit sich und den eigenen Anteilen in Dialog kommt. Gegen Ende einer Selbstbegegnung stellt er heilsame Sätze zur Verfügung, die die Anliegen stellende Person zu ihren Anteilen aussprechen kann.

Meine Ausbildung und meine Skepsis

Ich habe – um diese Theorie besser zu verstehen – 2022 die Ausbildung bei Franz in München absolviert. Viele seiner traumatheoretischen Grundsätze kann ich sehr gut nachvollziehen, in der praktischen Arbeit fehlt es mir derzeit etwas an Kritikerlaubnis und Hinterfragen des Erlebten. Besonders skeptisch bin ich derzeit noch, wenn der Ausdruck der ResonanzgeberInnen (werden in anderen Aufstellungsformaten StellvertreterInnen genannt) als Wahrheit dargestellt wird – vor allem wenn das Erleben über Generationen zurückliegt.

 

Sie merken – ich bin in einem Prozess des Wachsens – so wie Sie auch. Auch wenn ich Franz Methode hier auf meiner Website anführe, heißt dies nicht, dass ich mit all seinen Lebenshaltungen und Sichtweisen auf diese Welt identifiziert bin. Derzeit denke ich, dass Franz die Aufstellungsbranche auf jeden Fall mit seinen Erfahrungen und Denkansätzen herausfordert. Ich werde das Gelernte in meiner Praxis – in meinem Stil - anwenden um die Erfahrungen der Selbstbegegnungen noch besser einordnen und adäquater verstehen zu können.

 

Wichtiger Hinweis

Ich finde es besonders wichtig, dass Sie wissen, wenn in Österreich jemand Aufstellungen mit Trauma anbietet, das Sie sehr genau darauf achten sollten, welche Grundausbildung die anbietende Person vorweisen kann. Seien Sie achtsam mit „Wahrheiten“ die auftauchen könnten. Sollten Sie – egal bei welchem Anbieter – Auswirkungen spüren, denen Sie sich nicht gewachsen fühlen – bitte melden Sie sich frühzeitig, um ihr Erleben einordnen zu können.